Sein Transfer vom VfL Bochum zum FC Schalke 04 schlug hohe Wellen. Als Leon Goretzka 2013 vom damaligen Zweitligisten zum Nachbarn nach Gelsenkirchen wechselte, wurde das ihm von vielen VfL-Fans übel genommen.
Jetzt hat der Nationalspieler im Podcast "Copa TS" verraten, dass er auch auf dem Schulhof in Bochum angepöbelt wurde. "Es hatte keine Manuel-Neuer-Dimension", sagte er. "Aber für einen 17-Jährigen, oder ich wurde damals gerade 18 Jahre alt, war es schon ein Brett. Ich bin ja auch weiter in Bochum zur Schule gegangen, wo dementsprechend viele Bochum-Fans waren."
Goretzka absolvierte 2014 sein Abitur am Alice-Salomon-Berufskolleg in Bochum, unweit vom Bochumer Ruhrstadion, das bis dahin sein sportliches zuhause war. Einmal sei er dort auf dem Schulhof auch mit einem Trinkpäckchen beworfen worden. "Ich hatte fast eine Platzwunde", erinnerte er sich. Aber insgesamt sei er damit ganz gut zurecht gekommen. "Das ist einfach so da", meinte er und spielt damit wohl auf die Rivalität zwischen den Vereinen und den etwas raueren Umgangston im Ruhrgebiet an. "Ich wusste mich da auch zu wehren."
Schuld sei auch die Darstellung seines Wechsels gewesen. "Es wurde so dargestellt, dass du den Verein verraten hast, von dem du Fan bist und für den du von klein auf gespielt hast", erklärte Goretzka. Das sei aber nicht der Fall gewesen. Schließlich hat er seinem Verein auch eine beträchtliche Ablösesumme von insgesamt ca. vier Millionen Euro eingebracht.
Das tut einem dann schon extrem weh, wenn man überlegt, wo Schalke sich jetzt aktuell befindet. Weil damals war das schon eine extrem geile Zeit, das muss man sagen
Leon Goretzka
Elf Jahre spielte Goretzka für den VfL, anschließend fünf Jahre für S04, bevor er 2018 ablösefrei zum FC Bayern München wechselte. "Es war eine richtig geile Zeit", sage er über seine Zeit bei den Königsblauen. "Zweitweise hatten wir fünf Spieler unter 20 Jahre auf dem Platz und haben richtig vorne und in der Champions League gespielt."
Schalke kämpfte damals lange erfolglos um seinen Verbleib. Vergeblich. Goretzka wurde einer der vielen Top-Spieler, die den Klub in diesen Jahren ablösefrei verlassen konnten - und so auch zur finanziellen Schieflage beitrugen. Heute leidet er mit den Knappen: "Das tut einem dann schon extrem weh, wenn man überlegt, wo Schalke sich jetzt aktuell befindet. Weil damals war das schon eine extrem geile Zeit, das muss man sagen."
Diesen Absturz habe er nicht kommem sehen. Auch nicht, als Domenico Tedesco plötzlich keinen Erfolg mehr hatte. "Ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass das so weitergeht. Gerade auch weil man die ganzen Gefahren nicht gesehen hat, dass da große Spieler irgendwie durchdrehen oder der Zusammenhalt nicht mehr da ist, weil der schon den Erfolg ausgemacht hat", blickt Goretzka zurück. "Deswegen war es für mich schon schwierig zu verstehen. Ich habe mich dann auch mit vielen Leuten unterhalten. Aber wie so oft, eine richtige Erklärung hatte dann auch niemand."
Inzwischen spielt der FC Schalke 04 nach dem zweiten Abstieg aus der Bundesliga binnen drei Jahren gegen den Abstieg aus der 2. Liga und der VfL Bochum schon im dritten Jahr hintereinander in der Bundesliga. Auch das hätte vor zehn Jahren sicher niemand gedacht.